Chace´s Einzug - Wie verliefen die ersten 4 Wochen mit einem Hund aus dem Tierschutz?

Aller Anfang ist neu. 

Ungefähr so könnte man den ersten Satz dieses Beitrages beschreiben.

Vor Genau 4 Wochen zog dieser rumänische Straßenhund in unsere WG ein und vergrößerte die King Lio and Family.

Ein 8 jähriger Rüde, der von dem Leben in Deutschland eigentlich keine Ahnung hatte und nun vorerst im Tierheim fest saß. Schon dort habe ich mir ja bereits viele Gedanken gemacht bzgl. des großen und vorallem dünnen Jammerlappens. Ja richtig, angefangen hat alles mit einem total unsicheren Hund, der bei jeder falschen Bewegung, falschen Ton oder falschem Blick sich duckte und in unendliches Winseln teilweise sogar Geschreie ausbrach, als hätte man ihn so eben zusammengeschlagen. An der Leine konnte er erstaunlicher Weise von Anfang an super laufen, was für einen Auslandshund eher ungewöhnlich ist. Und verschmust war er ohne Ende.


Was haben wir alles erlebt?

Jetzt sind die 4 Wochen im neuen Zuhause um.

In der Zwischenzeit ist einiges passiert. Die ersten Wochen und alle folgenden gehen wir weiterhin gelassen an. Wir machen eigentlich so gut wie nichts aus Zwang, gehen noch immer die selben kleinen Runden und setzen auf die positive Verstärkung und den freien Willen von Chace.

Das Autoproblem

Was er leider durchmachen musste in den ersten Wochen bei mir, war vor allem das Auto fahren und nach meinem Urlaub auch der Gang mit zur Arbeit, dies ließ sich einfach nicht vermeiden. Mit dem Auto fahren hatten wir ja extreme Probleme. Er hatte mega schiss vor allen stehenden Autos und wenn es dann darum ging den Hund in den Kofferraum zu heben, war das eine Tortur. Seit einem Zufall, dass er einfach wie von selbst ins Auto gesprungen ist, ist dieses Thema wie weggeweht. Er macht zwar immer noch lieber einen Bogen um stehende Autos, aber wenn es heißt einsteigen, dann springt er gelassen und elegant hinein. Dabei rede ich aber natürlich noch nicht vom entspannten mitfahren. Er legt sich brav hin, aber es ist nach wie vor enormer Stress für ihn. Gut dass der Weg zur Arbeit meist nur 5min dauert. Ein super Training.

Von Ruhe und der Box

Die ersten Tage Zuhause waren für den Herren enormer Stress, er kam kaum runter und stand immer angestrengt hechelnd im Raum rum. Ich war froh, wenn er sich einfach nur hingelegt hatte und zur Ruhe kam. So lief das dann auch die ersten 2 Wochen. Bei uns gilt, dass in der Wohnung/im Haus Ruhe ist und das ziehen wir von Tag 1 an auch so durch.

Nun hatte ich natürlich voller erwarten, die Box parat in meinem Zimmer stehen, naja die wurde einfach mal komplett ignoriert. Also habe ich ihn ebenfalls von Tag 1 an in der Box gefüttert und ab Woche 2,5 angefangen ihm Leckerchen reinzuschmeißen und ihn für das Betreten oder ggf. auch schon bleiben in der Box zu belohnen. Es hat keine 15 Minuten gedauert, hatte er die Box angenommen und schläft seit dem darin oder zieht sich dorthin zurück. Was zum Kauen gibt es mittlerweile nur noch in der Box und mit geschlossener Boxentür. Es funktioniert wirklich prima.


Kleine Trainingserfolge

Nicht nur das Training mit der Box haben wir angefangen. Sondern haben wir natürlich auch anderweitig bereits angefangen an den Grundkommandos zu feilen. Hierbei muss ich sagen. Ich habe sogut wie nichts davon gezielt trainiert. Ich habe auf unseren Spaziergängen oder Drinnen einfach immer ein bestimmtes Verhalten vorerst nur mit verbalen Lob bestätigt und später die Leckerli dazu genommen. (Chace ist enorm gestresst, sobald es um Futter geht und schnappt teils extrem danach.) Nach einer Weile habe ich dem gezeigten Verhalten einfach einen Namen gegeben und siehe da. Der Herr kann sich bereits auf Kommando hinsetzen und hinlegen und auch das "Schau" funktioniert schon recht gut. Das Einordnen ins "Bei Fuß" hat er sich nach einem Spaziergang mit Lio angeeignet, dies muss ich nun nur noch weiter ausbauen, belohnen und dem Ganzen einen Namen geben.

Weiteres sage ich einfach immer im Vorbeigehen, wie zum Beispiel der Seitenwechsel oder das Kommando "Weiter" und "Pfui" (klappt übrigens ohne es wirklich zu wollen, schon sehr gut)

Etwas gezielter sind wir da momentan mit dem Bleib Kommando und dem Maulkorbtraining, aber alles von Zeit zu Zeit und ohne etwas enorm zu überstürzen.

Für gerade mal 4 Wochen klingt das jetzt natürlich schon enorm viel, aber wie ich schon geschrieben habe, das meiste davon habe ich einfach nur positiv verstärkt.


Die Story mit den Fragezeichen im Kopf

Ein erschreckendes Erlebnis gab es innerhalb der letzten 2 Wochen auch. Dies möchte ich euch nicht vorenthalten. An einem Samstag Vormittag war ich mit meiner Kollegin im Außeneinsatz, Chace hatte ich derweil im Tierheim gelassen, da wir gegen Mittag wieder zurück sein mussten, um unseren Dienst anzutreten. Noch am selben Tag haben wir einen nächtlichen ungeplanten Einsatz absolviert. Sprich ich habe Chace fix bei meinen Eltern gelassen, da ich ihm nicht zumuten wollte, die Nacht in einem kalten zugeschneiten Auto zu verbringen. Es war bis dato auch alles in Ordnung. Nur innerhalb dieses Wochenendes muss irgendetwas passiert sein, denn seither ist Chace extrem unsicher gegenüber meiner besten Freundin und Mitbewohnerin. Das Ganze ging soweit, dass er ihr beim anleinen gedroht hat und beim ausziehen des Geschirres beinahe in die Hand gebissen hätte und dann quietschend zu mir gekrochen kam. Seit dem herrscht zwischen den Beiden tote Hose, obwohl vorher nie was passiert war und sie mit ihm alles machen konnte. Leider weiß ich für dieses Problem noch absolut keine Lösung, da es einfach keinen für mich ersichtlichen Grund für dieses plötzliche Verhalten gab/gibt.

Wie geht es nun weiter?

Tja, wenn ich das nur wüsste.

Bis zum September möchte ich den Rückruf sicher haben und bestenfalls auch den Freilauf (Noch zu träumen von...) da es dann in den Urlaub an die Ostsee geht, wäre es traumhaft mit beiden Hunden am Strand entlang laufen zu können ohne eine Schleppleine in der Hand halten zu müssen.

Weiterhin üben wir natürlich automatisch das Auto fahren. Die Grundkommandos werden ausgeweitet und der Maulkorb sollte kein Problem mehr darstellen.

Demnächst werden wir dann endlich unsere Gassi-Runden Stück für Stück vergrößern, das Training an der Straße muss geübt werden und die Sensibilisierung dafür, sowie der Bahnhof und das Bahn fahren. Voraussetzung dafür ist natürlich der Maulkorb.

Wofür ich mir ebenfalls einen Plan zurecht legen werde, ist die Selbstsicherheit von Chace, damit endlich dieses Gejammer und Gewinsel und Gefiepe bei Allem und Jedem aufhört.

Ansonsten möchte ich, sobald Chace etwas sicherer im Umgang mit sich selbst geworden ist, eine Physiotherapie mit ihm aufsuchen, da er ziemlich krumme Gliedmaßen hat und der Muskelaufbau an verschiedenen Stellen nicht schaden sollte.

Soweit der Plan. Das er nebenbei zum nächsten Fotomodel ausgebildet wird steht ja außer Frage. (Bitte an dieser Stelle ein Lächeln und ein Augen zwinkern.) Und der ein oder andere Trick wird geübt. Und dann schauen wir mal wo ihn seine Veranlagung hintreibt und was man als gemeinsames Hobby super absolvieren kann. Da gibt es ja soo vieles....(Trickdogging, Obedience, Canicross, Jogging, ...)