Die ersten 1,5 Jahre Ausbildung zum Tierpfleger

im schulischen Bereich

Hatte einer von euch schon mal daran gedacht, mit Tieren zu arbeiten? Sich um sie zu kümmern und mit ihnen den lieben langen Arbeitstag zu verbringen? Fernab von den sonst so nervigen Menschen? Ja, wer hatte das nicht :)

Aber hier gibt es natürlich die verschiedensten Vorstellungen von > Der Arbeit mit Tieren < Im folgenden Beitrag möchte ich euch ein wenig mehr mit in diese Berufswelt eintauchen lassen. Vielleicht ist das für den einen der Knackpunkt zu sagen: "Yes, das ist es!" und für den anderen ein Grund sich doch noch einmal umzuentscheiden. Da meine Erfahrungen und die insgesamt 3 Jahre hier den Rahmen sprengen würden, habe ich mich dazu entschieden, für jeweils 1,5 Jahre zu schreiben. Das passt so auch ganz gut, denn für mich gab es nach 1,5 Jahren einen ordentlichen Wendepunkt. Denn ich habe die Ausbildung in der schulischen Variante begonnen und bringe sie in der dualen Variante zu Ende. Sicherlich für einige eine interessante Überlegung, welche Variante vielleicht für sie die geeignetere wäre.

Deshalb starte ich diesen Blogbeitrag mit der schulischen Variante.

"Schulalltag"

Das Berufsbild

Vornweg einmal, was bedeutet es überhaupt ein TIER-Pfleger zu sein? Bekannter Maßen ist der Beruf des Tierpflegers mit ganz weit oben auf der Liste der Wunschberufe. Klar, die Vorstellung sich um keine Menschen, sondern um die geliebten Tiere kümmern zu können. Mit ihnen schmusen und spielen und sie den lieben lang Tag beobachten und beschäftigen zu können. Für wen wäre das denn nicht die Traumvorstellung einer jenen Arbeit? Hier möchte ich aber direkt jene Traumvorstellungen nehmen. Nicht aus bösem Willen, denn hier sollte definitiv vor der Berufswahl die reine Realität ihren Platz bekommen. Denn das erste was ein Tierpfleger lernt und zu tun hat, ist nicht die gerade erwähnte Traumvorstellung. Nein. Die Versorgung der Tiere steht an erster Stelle. Das bedeutet. Putzen, putzen und nochmals PUTZEN!

Aber natürlich nicht nur das. Dazu kommen Kundengespräche oder ihr müsst Besucher herumführen. Der direkte Kontakt zum Menschen kommt nun ganz darauf an, für welche Fachrichtung ihr euch entscheidet. Mein Beitrag hier gilt AUSSCHLIESSLICH der Fachrichtung Tierheim/Tierpension! Weitere Fachrichtungen wären die Zootierpfleger oder die Tierpfleger in Forschung und Klinik.

Wie begann das Abenteuer dieser Ausbildung?

Ich habe meine schulische Ausbildung an der Peter-Lenné- Schule in Berlin begonnen. Meines Erachtens ist dies auch die einzige Schule deutschlandweit, welche die Ausbildung, des Tierpflegers im Bereich Tierheim/Tierpension, in dieser Form anbietet.

War es von mir gewollt in diese Form der Ausbildung zu gehen? Nein, dass war es definitiv nicht. Eher war diese Variante der letzte Anker, um überhaupt in diese Ausbildung hineinzukommen.

Bevor ich allerdings aufgenommen wurde, musste ich einen kleinen Aufnahmetest durchführen, welcher in dieser Schule stattgefunden hat.  (Dieser war rein theoretisch und dauerte ca. 1,5h)

Ein paar Tage später bekam ich den Brief, dass ich angenommen wurde.

Nun hatte ich es also geschafft, aber was bedeutete das jetzt eigentlich?

Ich war 17 Jahre jung und für mich hieß der Start der Ausbildung in Berlin - ich musste nach Berlin ziehen.

Eine Stadt die ich (Tut mir leid für alle Berliner an dieser Stelle.) seit jeher gehasst habe. Ich bin einfach durch und durch ein Dorfkind und werde es auch immer bleiben! Nun ging es nicht anders. Doch die Wohnungssuche gestaltete sich natürlich schwierig. A - weil es kaum freie, bezahlbare Wohnungen gab und B- ich war noch 17 und erst kurz davor 18 zu werden. Also musste mein Vater eine Bürgschaft übernehmen, nachdem wir doch tatsächlich das Glück hatten, 1 Woche vorher!! eine Wohnung zu bekommen.

Es hat viele Fahrten nach Berlin gekostet und auch viel Aufwand und Zeit. Denn ich musste, um die Wohnung überhaupt bezahlen zu können, Bafög beantragen. Zusätzlich noch aufs Amt mich ummelden gehen und dann natürlich viele kleine Probleme mit der Wohnung. Die erste Woche hatte ich zum Beispiel keinen Strom - und es ging Richtung Winter (sprich es war auch zeitig dunkel). Außerdem konnte ich, in einer 22qm großen 1-Raum Wohnung, natürlich nicht mein ganzes Mobiliar mitnehmen. Da ich weder transportables Bett, noch eine Couch hatte, schlief ich das erste halbe Jahr auf einer dünnen Matratze auf dem Fußboden. (Damit sollte man sich abfinden können, ohne Geld!)

Dann rückte natürlich auch schon direkt der erste Schultag an. Die erste Herausforderung stellte dabei schon, mit jeglichen Fahrplänen und Verbindungen (Fahrtweg zur Schule 1,5h) direkt am ersten Tag klar zu kommen und natürlich trotzdem pünktlich zu sein. Ich habe glücklicherweise einen wirklich guten Orientierungssinn, welcher mir diesbezüglich auch sehr geholfen hat. Für jene die vor solch einer Situation Angst haben, wäre es praktisch, den Weg vorher mehrmals abzuklappern, um Sicherheit zu gewinnen ;)

Die schulische Ausbildung

Da ich das Berufsbild ja nun etwas klarer erläutert habe, stellt sich nun bestimmt für den ein oder anderen die Frage, was es denn nun heißt eine schulische Ausbildung zu absolvieren und wie diese abläuft. 

Ja, auch in der schulischen Ausbildung kommt ihr nicht um die Praxis drumherum die Tiere zu versorgen. Auch die schulische Ausbildung versucht so nah wie möglich der dualen Ausbildung mit der Praxiserfahrung nachzueifern.

So finde ich persönlich die schulische Ausbildung um ein paar grade Härter, denn wer hier einmal in der Praxis längerer Zeit fehlt, hat das Nachsehen!

Grundsätzlich war unser Schuljahr ein normales Schuljahr. Wir hatten jegliche Berliner Ferien und Feiertage. Während der Schulzeit gibt es 2 Phasen, ähnlich dem dualen System. So haben wir an 2 Tagen in der Woche praktischen Unterricht gehabt, den haben wir eintägig an der Schule verbracht (Die Schule hat ein paar Tiere, darunter Kaninchen, Schweine, Schafe, Ziegen und Geflügel)  oder ein- bzw. 2-tägig im Praktikum in einem Betrieb eurer Wahl. Hier gilt es allerdings, so viele verschiedene Bereiche wie möglich abzudecken. Aller halben Jahre folgte ein Praktikum über 5 Wochen ebenfalls in einem Betrieb eurer Wahl. Hier habe ich den klaren Vorteil zu dualen Ausbildung gesehen, da man gezwungen war jedes mal ein anderes Praktikum in einem anderen Bereich zu wählen, kam man natürlich viel rum und hat viel mehr unterschiedliche Dinge erlebt und erfahren, wie wenn man tagtäglich in ein und dem selbem Betrieb arbeitet (duales System).

"Praxis in der Schule"

"Praktikum beim Tierarzt"

"Praktikum auf dem Reiterhof"


Der schulische Teil

Um nun ein wenig von der Praxiserfahrung weg zu kommen, möchte ich euch nun noch den eigentlichen Hauptteil dieser Form der Ausbildung näher bringen. Nämlich den Schulischen.

Festgestellt habe ich nach meinem Wechsel, dass man natürlich von der Theorie her viel mehr und intensiver gelehrt bekommt, allerdings passiert das alles auch unter enormen Zeitdruck. 90 Minuten konnten hier recht anstrengend sein und dass 4x am Tag! Denn in 90 Minuten wurden hier oftmals 2 sehr komplexe Themen herunter gerattert. Das hieß wir bekamen viele, viele, ja wirklich sehr viele Blätter mit langen Texten und haben uns dort viele Informationen raus schreiben müssen. Wer zu langsam war hat dann am Ende evtl. kurz mit verglichen und es womöglich zu Hause in Ruhe nochmal durchgegangen, um die aufgekommenen Fragen, beim nächsten Mal beantworten zu lassen. (Um niemanden hier Angst zu machen. So lief es natürlich nicht bei jeder Lehrkraft, aber man sollte sich durchaus darauf einstellen!)

Begonnen haben wir hier eigentlich direkt am ersten Tag mit dem festen Unterrichtsstoff. So ging es los unsere Einrichtung näher kennenzulernen und uns mit Tierunterkünften, Hygiene und Arbeitssicherheit auseinander zu setzen. Außerdem bekommt man die Prüfungstiere mitgeteilt, welche in einem Ordner angefertigt werden sollen und hin und wieder kontrolliert und durchaus auch benotet werden!

Nach und nach hat man sich in das System eingefunden und konnte einem gewohnten Schulalltag nachgehen, nicht zu vergessen, mit den Freundschaften  und Erzfeindschaften,  welche man schließt. :)

Und natürlich arbeitet man sich auch Stück für Stück an die ersten Tiere heran, allerdings sollte bedacht werden, dass es sich hier die ersten 2 Jahre hauptsächlich auch um die Nutztiere handelt und man zuerst die kleinsten Organe und deren Abläufe auseinander nimmt. Also ein paar anatomische Vorkenntnisse oder das eventuelle Interesse an Medizin lassen hierbei keine Wünsche offen.

Von Zeugnis, Prüfung und co.

Falls sich jetzt der ein oder andere Elternteil vielleicht fragt, ob das Ganze denn auch anerkannt wird , was mit den üblichen Prüfungen ist etc.

Ja eine kleine Änderung gibt es diesbezüglich.

Zu allererst erhaltet ihr wie gewohnt ein Halbjahres-und ein Endjahreszeugnis des jeweiligen Schuljahres. Hierbei sollte auf die Notenzusammenfassung der einzelnen Bundesländer geachtet werden, denn ich als Sächsin, war mit dem Berliner Notensystem, dann doch etwas durch den Wind. Außerdem hält die Schule ihre eigene interne Zwischenprüfung ab, welche NICHT von der IHK abgesegnet wird, wer also danach beschließt zu wechseln, wird wohl oder übel eine IHK geprüfte Zwischenprüfung noch durchführen müssen. (So viel zum Thema Wechsel ins duale System).

Schlussendlich zählt ja aber euer Abschluss und der damit einhergehende Gesellenbrief, dieser ist dann natürlich IHK zertifiziert und wird auch von der IHK geprüft.

Das waren sie nun also, die ersten 1,5 Jahre der Ausbildung und nun beginnt für mich ein neuer Abschnitt in einer ganz anderen Form der Ausbildung. Ich wurde nach meinem Praktikum von einem örtlichen Tierheim, nahe bei mir zu Hause, übernommen und darf dort meine Ausbildung fortsetzen, doch dazu dann mehr im passenden Blogbeitrag ;)

 

Ich hoffe der Artikel hat dem ein oder anderen weitergeholfen, einen Einblick in diesen Beruf bzw. in die Ausbildung zu gewinnen. Ich würde mich über eure Kommentare freuen, gerne auch unter dem passenden Instagrambeitrag