Der 2. Hund

* mit auf dem Foto ist die süße Tigerdackelhündin Virginia von Vollbeshepherd

Der 2. Hund. lange war er im Gespräch bei mir und lange habe ich mir darüber schon Gedanken gemacht. Als Lio einzog, gab es bei mir den Grundsatz:

 

So lange Lio nicht zuverlässig hört und dem anderen Hund ein Vorbild sein KANN, zieht kein 2. Hund ein. Außerdem sollte Lio mind. 2 Jahre jung sein.

 

Tja, soweit so gut. Nun ist Lio bald 6 Jahre alt und der 2. Hund nun in fester Planung. Dieses Jahr sollte es klappen. 2020 soll großartig werden.

Jetzt steht natürlich alles offen. Die Frage, wann der nächste Hund einziehen soll, wäre somit geklärt. Doch...welcher soll es werden? Welche Vorstellungen habe ich? Und welcher Hund passt zu Lio?

Welcher Hund darf es sein?

- Welpe, Althund, Tierschutz, Züchter? -

Eine Sache die mir besonders wichtig war, ist diese, dass Lio den Neuling vorher kennenlernen sollte. Er soll nicht der Grundbaustein für die Entscheidung sein, aber einen wichtigen Teil dazu beitragen. So lautete meine Vorstellung bisher. So würde sie auch immer noch lauten, wenn ich mir einen Welpen aussuchen würde.

Welpe? Stimmt da war ja was. Sollte es eigentlich ein älterer Hund sein oder ein Junger?

Meine Traumvorstellung war diese des Australian Shepherd Welpen mit welchem ich die Rettungshundausbildung absolvieren würde.

 

Nach dem Besuch bei einem Züchter, um mich vorher von den ganzen Eindrücken der Welpen und der Rettungshundearbeit inspirieren zu lassen, kam ich zu dem Entschluss, dass es zum jetzigen Zeitpunkt nicht passt, die Rettungshundearbeit anzufangen. Irgendwann mal ist es noch ein Traum von mir, aber dieser soll es erst einmal bleiben.

 

Letztendlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich eigentlich schon immer ein Herz für "Problemhunde" habe. Hunde, welche schon viele Dinge erlebt haben, darunter auch unschöne. Hunde die schon lange auf IHRE Chance warten. Hunde die nicht so einfach sind und die daher keiner haben möchte.

Genau solche Hunde haben es mir angetan und nach dem momentanen Stand suche ich genau so einen Hund.

Meine erste Anfrage hätte beinahe den "perfekten" Problemhund parat gehabt, leider wurde dies in letzter Sekunde rückgängig gemacht und die Besitzerin wollte ihn nun nicht mehr hergeben.

Welcher Hund passt zum Ersthund?

Also bleibe ich weiterhin auf der Suche nach DEM Hund. Der Hund der mein Leben bereichern soll!

Natürlich muss ich hierbei darauf achten, dass Lio ja auch noch da ist.

Er ist zwar kein Hund, der andere Hunde nicht nach Hause lässt. (Er behandelt sie eher wie Luft.) Aber er ist dennoch ein Hund, welcher sich unter anderen Hunden nicht unbedingt wohlfühlt oder sich gar auch zurückzieht.

 

Also muss ich eine Balance finden. Sicher wird Lio sich auch irgendwann mit einem zweiten Hund arrangieren. Und sicherlich bin ich nicht der Typ Mensch (wie sie mir momentan oft auf der Arbeit begegnen), welche direkt in Panik ausbrechen, wenn Hund 1 und 2 sich in die Haare bekommen oder der eine den anderen anknurrt. Es ist für alle Beteiligten eine neue Situation und es kann Tage, Wochen, Monate dauern, eh sich die Lage entspannt. Aber hier gilt es, dass der Mensch die Situation 1. respektieren sollte und 2. diese auch im Griff haben und sie koordinieren sollte.

Gibt es Streit wenn der jeweils andere Hund im "falschen" Körbchen liegt? Dann deeskaliert die Situation, in dem jeder Hund an SEINEN Platz verwiesen wird. Klaut der andere Hund das Essen des anderen? Dann seid dabei, wenn es Futter gibt oder füttert den "Ausreißer" festgebunden mit der Leine. Er muss lernen warten zu können!

Regeln und Rituale festlegen

Jetzt habe ich schon das nächste Thema mit angeschnitten. Bevor der Neuling einzieht. Sollten, wie beim Einzug des ersten Hundes, klare Regeln und/oder Rituale aufgestellt werden. Was darf der Neuling alles? Was darf er nicht? Wo wird der Ersthund "bevorzugt"? Thema Futtergabe: Ersthund zu erst oder beide zeitgleich? Darf der Neuling auch auf die Couch so wie der Ersthund?

Hier würde ich auf alle Fälle natürlich individuell entscheiden! Einen Masterplan gibt es nicht. Unsicheren Hunden hilft es vielleicht, sich am Ersthund orienteren zu können. Eine gemeinsame Fütterung im Dasein des Menschen wäre also durchaus sinnvoll. Ein Hund der eher den Charakter hat, sich einzubilden er wäre der Chef und alles und jeden in Frage stellt, würde ich solange von der Couch verbannen, bis diese Struktur klar geregelt ist!

(Ich verwende hier absichtlich nicht das Wort DOMINANT, da ich finde, dass dies ein unpassendes Wort im Bezug auf jeden Hund ist! Dieses Wort ist eher eine Erfindung des Menschen, um die Situation leichter für sich selbst zu erklären, hat aber nichts mit dem Hund zu tun!!!)

 

Aber auch hier sollte man nach einiger Zeit einen neuen Blick auf die Situation werfen. Von Zeit zu Zeit ergibt sich natürlich eine neue Familien-/Rudelstruktur. Hier sollte man auf die jeweiligen Bedürfnisse der Hunde achten. Wenn der erste Hund, dem zweiten Hund seine eigentlichen Ressourcen und Privilegien zuerst gewährt, sollte man darauf Rücksicht nehmen, dass der erste Hund sich dem Nachfolger untergeordnet hat. Das ist nicht schlimm, denn vielleicht will der Ersthund die (blödausgedruckt) vorgezogene Rolle gar nicht und gibt diese, um Stress zu vermeiden lieber ab.

Hier sollte man bloß nicht anfangen den Hund in seine gewünschte Rolle zurück zu "Pressen". Das würde ihn nur verstören. Ein Zusammenleben zwischen den beiden Hunden, kann nur dann funktionieren, wenn sie auch unter sich einige Sachen klar stellen dürfen und in die für sich passende Rolle schlüpfen dürfen.

Allerdings sollte der Mensch alle wichtigen Entscheidungen treffen können! Und er sollte eingreifen können, wenn einer der Hunde sich überschätzt.

Und das Ende vom Lied?

Die ersten Überlegungen sind abgeschlossen.

Das passende neue Familienmitglied gefunden.

Die ersten Vorbereitungen getroffen.

Der Einzug in greifbarer Nähe.

Dann kann ich nur noch sagen. Lasst die Situationen auf euch zu kommen. Gebt euch und den Hunden Zeit, sich an den neuen Alltag zu gewöhnen. Habt ein Auge auf die Hunde und versucht die Körpersprache zu lesen und natürlich auch zu verstehen und zu akzeptieren. Zwingt eure Hunde zu nichts! Bald werdet ihr merken, dass es vielleicht erste Situationen gibt, in welchen ihr eingreifen müsst, aber das ist ok. Regelt die Angelegenheit ruhig und souverän nur so könnt ihr den Hunden Sicherheit vermittlen und ihnen zeigen, dass ihr für Beide da seid. Etabliert vielleicht auch Zeiten, wo ihr euch nur um einen Hund kümmert, damit ihr Beide eure ungeteilte Aufmerksamkeit genießen könnt. Sei es der alleinige Spaziergang, eine Trainings- oder Schmuseeinheit. Die Zweisamkeit wird euch beiden ebenfalls gut tun und die Bindung zueinander stärken.

Und vielleicht zieht in euer Rudel ja bald ein weiteres Familienmitglied ein ;D

von links nach recht: Lio, Atlanra und Virginia